Die Erfahrungen von Rolf Fuchs

Portrait Der 72-jährige Rolf Fuchs ist verheiratet und pensioniert. Da seine Ehefrau durch Multiple Sklerose schwerbehindert ist, hatte er bei seiner Prostatakrebsdiagnose im Jahr 2000 bereits Erfahrung im Umgang mit schweren Krankheiten. Eine offene Kommunikation über Krebs ist für ihn so zentral, dass er kurz nach seiner Diagnose eine Selbsthilfegruppe gründete.

Blut im Sperma veranlasste Rolf Fuchs dazu, seinen Urologen aufzusuchen. Als dieser einen erhöhten PSA-Wert feststellte, riet er zu einer Biopsie. Genau zum Jahreswechsel erhielt Rolf Fuchs dann die Krebsdiagnose und kann sich noch genau an seine damalige Stimmung erinnern: Sie sei genauso grau und verhangen wie der Himmel gewesen. Das Wort Krebs löste bei ihm unweigerlich Gedanken an den Tod aus.

Da er ein „proaktiver Mensch“ sei, habe er sich für die Operation per Bauchschnitt entschieden, die sehr schmerzhaft war. Dabei wurde festgestellt, dass der Krebs bereits Metastasen in den Lymphknoten gebildet hatte. Die Hormon- und Strahlentherapie konnte den PSA-Wert bis heute auf ein niedriges Niveau senken. Die Therapiezeit war sehr unangenehm für Rolf Fuchs, da er infolge der Bestrahlung an einem Harnverhalt litt und mehrere Wochen einen Katheter tragen musste, der wiederum Blasenkrämpfe auslöste. Es sei aber alles machbar gewesen, resümiert Rolf Fuchs. Er ist in dieser Zeit sogar ins Theater gegangen – den „eleganten Beinkatheter“ versteckte er tarnend in einem Supermarktbeutel, erzählt er lachend.

Die Rehabilitation schätzt er als wichtigen Bestandteil der Krebstherapie ein: Die Erholung von der Operation, das Kontinenztraining und die Psychoonkologie sieht Rolf Fuchs als die drei wichtigen Stufen seines Aufenthaltes. Sich als Krebskranker seiner Umwelt zu öffnen und sich nicht zu verstecken, bewertet er ebenfalls als sehr hilfreich, weshalb er eine Selbsthilfegruppe gründete. Da sich die Selbsthilfe immer mehr professionalisiere, stuft Rolf Fuchs den Informationsweg durch Selbsthilfegruppen als seriöser und besser ein, als über die Medien.

Als schlimmste Einschränkung erlebt Rolf Fuchs den Verlust seiner Erektionsfähigkeit. Mit der Zeit habe er aber lernen können, dass es für ihn andere Formen der Befriedigung und Wichtigeres gibt, als Geschlechtsverkehr: Das Leben an sich, wie er sagt.

Sein „angeborener Optimismus“ und seine Fähigkeit, Situationen anzunehmen und das Beste daraus zu machen, haben Rolf Fuchs auch bei seiner zweiten gravierenden Krankheitserfahrung, einem Gehirntumor, geholfen. Für die Zukunft wünscht er sich, dass alles so bleibt, wie es gerade ist.

Das Interview wurde Mitte 2013 geführt.

 

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