Die Erfahrungen von Rainer Wolff

Portrait Rainer Wolff ist Vater von zwei erwachsenen Söhnen und verheiratet. Zum Zeitpunkt des Interviews ist er 69 Jahre alt. Seine Diagnose Prostatakrebs liegt ungefähr zehn Jahre zurück. Eine Folge seiner Operation war Inkontinenz, wodurch er zwei Jahre lang auf vieles verzichten musste.

Rainer Wolff suchte aufgrund einer missglückten Biopsie mehrere Jahre seinen Urologen nicht auf. Als sein neuer Urologe bei einer Tastuntersuchung Auffälligkeiten entdeckte, unterzog sich Rainer Wolff doch einer weiteren Biopsie und ihm wurde Prostatakrebs diagnostiziert. Seiner Hausärztin, die ihm seinen behandelnden Urologen empfahl, vertraute er sehr. Er ließ auf Empfehlung seines Urologen eine Operation durchführen. Eine Bestrahlung folgte circa drei Monate später. Seit der Operation ist er impotent. Ein künstlicher Schließmuskel – von dem er von seinem Urologen erfuhr – sorgte für Abhilfe für seine starke Inkontinenz. Heute geht er halbjährlich zur Nachsorge.

Schon am zweiten Tag nach der Operation sei Rainer Wolff fit gewesen und durch die Flure der Station getigert. Durch die Verletzung seiner Nerven wurde er jedoch inkontinent und seine Leidensgeschichte begann, wie Rainer Wolff es formuliert. Durch Elektrostimulation und Biofeedback verbesserte sich seine Inkontinenz zunächst, doch die anschließende Bestrahlung hatte einen Rückschlag zur Folge, sodass er am Tag bis zu 15 Vorlagen benötigte. Diese Inkontinenz habe ihn circa zwei Jahre lang nach der Operation in seinem Alltag und seiner Mobilität stark eingeschränkt: Nachts habe er manchmal nur auf der Toilette gesessen und geweint, weil schon wieder alles nass war. In Hinblick auf Urlaub und Freizeitaktivitäten haben er und seine Ehefrau auf vieles verzichten müssen, aus Angst, nicht rechtzeitig eine Toilette aufsuchen zu können. In Bezug auf das Einsetzen des künstlichen Schließmuskels sagt Rainer Wolff: „Ab da konnte ich eigentlich erst wieder leben.“ Zu seinem Bedauern muss Rainer Wolff auf Fahrradfahren verzichten, da reguläre Sättel mit einem künstlichen Schließmuskel nicht verträglich seien.

Rainer Wolff ist in einer Selbsthilfegruppe aktiv. Diese bot ihm die Möglichkeit, sich als Teilnehmer seinen Kummer von der Seele zu sprechen. Als heutiger Gruppenleiter habe er gelernt, der „ruhende Pol“ zu sein. Seine Frau nimmt ebenfalls an den Sitzungen teil. Auf der gemeinsamen Autofahrt nachhause tauschen sich die beiden darüber aus. Generell habe Rainer Wolff hinsichtlich der Krankheit das meiste mit sich selbst ausgemacht.

Das Interview wurde Anfang 2013 geführt.

 

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