Die Erfahrungen von Klaus Steiner

Portrait Klaus Steiner ist zum Zeitpunkt des Interviews 73 Jahre alt, er ist verheiratet und Vater zweier Söhne. Im Sommer 2010 wurde ihm Prostatakrebs diagnostiziert. Nachdem er sich intensiv informierte, entschied er sich für Aktive Überwachung.

Klaus Steiner ließ regelmäßig eine rektale Tastuntersuchung sowie eine Ultraschalluntersuchung von seinem Urologen durchführen. Im Sommer 2006 seien Auffälligkeiten auf dem Ultraschallbild zu sehen und der PSA-Wert erhöht gewesen, so dass er die nächsten Jahre regelmäßig zur Kontrolle ging. Sein niedergelassener Urologe riet ihm zu einer Biopsie. Klaus Steiner wählte nach intensiver Recherche ein bildgebendes Verfahren – eine Kombination aus PET und CT – zur weiteren Untersuchung, mit dem Ergebnis: suspekte Herdbefunde. Im Sommer 2010 ließ er dann zusätzlich eine Biopsie durchführen. Die Ergebnisse der Biopsie und ein weiterer fachpathologischer Befund waren positiv und Prostatakrebs wurde diagnostiziert. Er setzte sich intensiv mit seinen Behandlungsmöglichkeiten auseinander und wählte nach Informationseinholung die „Aktive Überwachung“ als die für ihn richtige, obwohl seine Ärze ihm dies nicht vorschlugen. Er lässt seinen PSA-Wert halbjährlich von verschiedenen Medizinern kontrollieren, um sich eine Zweitmeinung einzuholen. Anfang 2013 ließ er von einem Radiologen eine Prostatadiagnostik auf der Basis seiner Untersuchungsergebnisse durchführen. Medikamente nimmt er keine, lediglich ein pflanzliches Präparat zur Verkleinerung der Prostata. Eine Informationsquelle stellte für Klaus Steiner zum Beispiel die S3 Leitlinie dar, die er sich über das Internet besorgte. Auch in Foren, durch Fachliteratur sowie in der Selbsthilfegruppe erhielt er die notwendigen Informationen für seine Entscheidung. In Anbetracht seines Alters und dem Abwägen seiner Lebensqualität schloss er beispielsweise eine Operation für sich aus. Ihm sei es wichtig gewesen, sich eigenständig Wissen anzueignen und sich nicht nur auf Ärzte zu verlassen. Hierfür habe er auch andere Aktivitäten zurückgestellt.

Die Selbsthilfegruppe ist neben der Möglichkeit der Informationsbeschaffung auch ein Ort, wo er sich mit „Gleichgesinnten“ austauschen kann. Über den Krebs spreche er außerhalb der Gruppe nicht viel, da die Krankheit für ihn eine „persönliche Sache“ sei. Er sehe keinen Grund dafür, sich selbst zu „outen“, so Klaus Steiner. Über den Tod denke er nach, jedoch dramatisiere er nichts. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist seiner Meinung nach mehr seinem Alter geschuldet. Seine gesundheitsbewusste Lebensweise, seine psychische Stärke und sein gutes Nervenkostüm helfen ihm im Umgang mit der Erkrankung.

Das Interview wurde Mitte 2013 geführt.

 

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