Alfred Brandt half es, im Krankenhaus in der Kapelle zu beten.

Ich weiß noch, dort in dem Krankenhaus war so eine kleine Kapelle, da ging ich dann auch immer hin, um ein bisschen zu beten. Und der Glaube ist ja vielleicht auch eine ganz wichtige Sache bei Krebserkrankungen. Ich glaube seit langer Zeit. Also, ich bin kein, in dem Sinne, gläubiger Christ. Ich glaube nicht an eine Auferstehung, an eine persönliche Auferstehung.

Aber je älter ich werde, umso mehr glaube ich an den Sinn meines Lebens. Also, mein Leben hat, glaube ich, einen Sinn gehabt. Wenn das Ganze überhaupt einen Sinn hat, hat auch mein Leben [lachend] einen Sinn gehabt. Weil ich wie eine Billardkugel verschiedene andere Billardkugeln berührt habe, die nun ihrerseits andere Billardkugeln berühren. Und ich hoffe, dass meine Berührungen meistens positiv waren, sodass ich auch positive Dinge weitergegeben habe. Einmal das und das zweite sind natürlich meine Kinder, die das in Form der Gene hoffentlich gut mitbekommen haben.

Aber ich finde es auch nach wie vor wohltuend, zu beten. Ich weiß nicht genau zu wem, das ist das Problem. Also, ich gehe gerne in eine Kapelle. Bete da vor mich hin, das heißt, ich unterhalte mich eigentlich mehr mit mir selbst. Ich glaube was man ganz gut kann, ist nicht dafür zu beten, dass jetzt Oma gesund wird, das wird nicht funktionieren, aber: "Gib mir die Kraft, Oma eine Freude zu spenden." Das funktioniert manchmal.

Weil ich weiß jetzt nicht, ob durch den lieben Gott oder dadurch, dass ich überhaupt daran denke: Mensch, [Vorname des Interviewpartners], mach Dich doch einmal auf zur Oma und schenk ihr Freude. Und das habe ich dort häufiger gemacht. Da habe ich allerdings noch sehr einfach gebetet: "Ich habe Angst", oder: "Befrei mich von meinen Ängsten", und so weiter. Also, das hat mich schon auch sehr bewegt.