Die Erfahrungen von Lena Huber

Portrait Lena Huber ist 27 Jahre alt und schloss vor kurzem ihr Studium ab. Sie wurde stark untergewichtig, nachdem sie mit etwa 16 Jahren negative Reaktionen auf ihre Figur erlebte. Nach mehreren Klinikaufenthalten lebt sie seit drei Jahren in Wohngruppen für Menschen mit einer Essstörung. Dieser Rahmen tat ihr gut und verhalf ihr zurück zur Normalität.

Lena Huber erzählt, dass sie mit ca. 16 Jahren „blöde Anmache“ wegen ihrer Figur in der Schule erlebte, nachdem sie zuvor an Gewicht zugenommen hatte. Sie fasste den Entschluss, abzunehmen, und begann, sehr viel Sport zu machen und ihr Essen stark einzuschränken. Positive Rückmeldungen auf den Gewichtsverlust gaben ihr Ansporn, weiterzumachen.

Als sie während ihres Studiums keine Zeit mehr für Sport hatte, aß sie weniger, um ihr Gewicht zu halten. Als sie dann wieder anfing, viele Stunden am Tag Sport zu treiben, kam sie massiv ins Untergewicht. Rückblickend sieht Lena Huber, wie sehr die Essstörung ihr Leben damals einschränkte. Ihre sozialen Kontakte gingen extrem zurück, sie war fast nur noch zuhause. Sie konnte zwischenzeitlich ihre Bachelorarbeit nicht weiterschreiben, da sie sich nicht mehr konzentrieren konnte, musste dauernd in Bewegung sein. Schließlich bat ihre Mutter sie, mit dem Sport aufzuhören, und ging mit ihr zu einer Beratungsstelle, wo ihr ein Klinikaufenthalt nahegelegt wurde.

Lena Huber schildert, wie sie im Folgenden über anderthalb Jahre in insgesamt fünf Kliniken war. Sie erzählt, dass sie immer mehr ins Untergewicht kam, da sie die Therapien nicht annehmen wollte und auch nicht einsah, dass es ihr schlecht ging. Sie erlebte ein ständiges „Klinik: Zunehmen. Klinik raus: Abnehmen“. Mit ihrem untersten Gewicht, im Alter von 21 Jahren, schaffte Lena Huber es nicht einmal, drei Treppenstufen hochzulaufen. Aufgrund der langjährigen Überbelastung und Mangelernährung bricht ihr seit zwei Jahren immer wieder ein Fuß.

Für Lena Huber war es ein Wendepunkt, als sie durch eine Sozialarbeiterin in einer Klinik von einem Versorgungszentrum für Essstörungen erfuhr. Mit dem Ziel, dort aufgenommen zu werden, schaffte sie es, zuzunehmen und die Aufnahme in die intensivtherapeutische Wohngemeinschaft für Menschen mit einer Essstörung zu erreichen.

Lena Huber schildert, dass der Auszug von Zuhause ihr geholfen hat, selbständiger zu werden, insbesondere die Kombination an Unterstützung durch Sozialpädagogen, Ernährungstherapeuten und Psychotherapeuten. Sie erreichte Normalgewicht und erlebte wieder ein Hungergefühl. Sie erzählt, dass sie viel über sich selbst gelernt und an ihrem Selbstwert und ihrer Körperakzeptanz gearbeitet hat. Vor zwei Jahren wechselte sie in eine teilbetreute Wohngruppe und macht eine ambulante Psychotherapie. Lena Huber erzählt, wie sie lernte, wieder ein „normales Leben“ zu führen. Sie träumt davon, sich eine eigene Wohnung und einen Hund zuzulegen, eine Familie zu gründen und positiver über sich selbst zu denken.

Das Interview wurde im Sommer 2017 geführt.

 

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