Sven Winkler hat in der Reha gelernt, mit Stress und Konflikten in der Familie besser umzugehen.

Ich habe ja auch mit meinem Psychotherapeuten Gespräche gehabt, wie ich auf diese Stresssituationen reagieren soll. Das haben wir besprochen, wie ich mich verhalten soll. Und ich sehe schon, dass das viel, viel besser geworden ist. Mal gucken, was jetzt, wenn die Schule anfängt, wenn wir alle arbeiten gehen, weiter passiert.
Aber ich habe jetzt diesen Plan, ich weiß jetzt, was ich machen soll. Und das werde ich tun und ich denke schon, dass es klappt, dass ich nicht so überreagiere. Das ist so, auch wenn etwas nicht klappt, auch wenn etwas schief läuft, muss man das hinnehmen. Du musst damit leben. Und dann versuchen, was du ein bisschen besser machen kannst, damit das vielleicht nicht weiter passiert. Aber das ist passiert, da hilft dein Schreien nicht weiter, das wird dann nicht: "Ich heile plötzlich wieder." Das hilft nicht weiter, sondern du musst halt damit leben.
Ich versuche jetzt nach diesen Gesprächen mich nicht so festzubeißen, sondern ich versuche von der Seite meiner Frau zu gucken. Von der Seite meines Sohns, wie er die Sache sieht, wenn wir diese Stresssituationen haben. Damit ich nicht sage: "Jetzt machst du das so und nicht anders." Oder nicht zu meiner Frau sage: "Nein, wir machen das so, wie ich das sage, und nicht so, wie du das sagst."
Ich versuche mich erstmal in ihre Position zu versetzen und von ihrer Seite zu schauen, wie sie das sieht. Oder mindestens höre ich zu, dass sie mir erklärt, was sie meint. Ich nehme mir diese fünf oder zehn Minuten, ich höre ihnen zu und dann mal gucken was passiert. Und meistens ist das auch so, wenn ich zum Beispiel laut werde und dann dieser Stress, dieser Impuls hochkommt, dann gehe ich raus, lasse ich mir fünfzehn Minuten Zeit. Und nach fünfzehn Minuten denkst du schon ganz anders, ganz anders. Ja, und dann nach fünfzehn Minuten werden wir zu 99 Prozent eine Entscheidung treffen, dass beide Parteien zufrieden sind. Ohne irgendeinen Stress, ohne irgendein Schreien oder irgendeinen Weinen.
Und das ist für Sie neu durch die Rehabilitation?
Genau. Ich habe ja diese Gespräche gehabt. Diese psychotherapeutischen Gespräche sind wichtig. Diese Leute haben das studiert. Die wissen, wie die Menschen so ticken sozusagen, die können das erklären. Ich habe ja keine Ahnung, ich weiß nicht was in mir vorgeht, aber wenn ich das erklärt kriege, dass ich vielleicht mal versuchen sollte die Sache so zu sehen, dann sehe ich: Echt, stimmt. Aber du bist alleine einfach nicht darauf gekommen, weil du dich in deinem ganzen Leben mit ganz anderen Sachen beschäftigt hast. Aber nicht mit diesen psychologischen Sachen. Du weißt nicht, wie es funktioniert, aber wenn du einen Tipp kriegst: "Versuch es mal so, versuch mal von dieser Seite zu gucken, lass dir Zeit", dann siehst du einen ganz anderen Effekt, tatsächlich. Das funktioniert hundert Prozent. Und da bin ich echt begeistert, ich bin echt begeistert.

Orthopädische Reha nach einem Bandscheibenvorfall