Botschaft an Fachpersonen

All unsere Interviewpartner*innen haben zahlreiche verschiedene Erfahrungen mit ihren Behandlungen mit Ärzt*innen, Pflegenden, Therapeut*innen und Institutionen gemacht. Diese waren sowohl positiver als auch negativer Art. Wir fragten die Erzähler*innen deshalb nach ihren Botschaften an die Behandelnden. In diesen Botschaften wird Kritik deutlich, aber auch immer wieder Verständnis für die schwierige Situation, in der die Behandelnden selbst sich befinden.

Eine wichtige Botschaft, die unsere Interviewpartner*innen den Fachleuten mitgeben möchten, ist es, den Patient*innen als Mensch und Gegenüber zu sehen und menschlich und ganzheitlich zu behandeln. Hierzu hatten sie oft sehr konkrete Vorstellungen, haben dies auch schon erlebt und waren ihren Behandlern sehr dankbar dafür.

Maria Rich findet, dass Patient*innen durch Menschlichkeit des Arztes/der Ärztin Vertrauen fassen können.

Klaus Wippich rät, dass Ärzt*innen ihre Patient*innen so behandeln sollten, wie sie ihre eigene Familie behandeln würden.

Lisa Roth findet, dass die Ärzt*innen den Menschen sehen sollen.

Grundsätzlich weisen viele unserer Interviewpartner*innen darauf hin, dass mehr Vorsorge betrieben werden sollte, um Darmkrebs frühzeitig zu erkennen. Viele der Betroffenen setzen sich dafür ein.

Petra Thomas kämpft dafür, dass Menschen auf eine frühe Vorsorge aufmerksam werden.

Einigen unserer Interviewpartner*innen war es ein großes Anliegen, auch auf psychologische und psychoonkologische Hilfe angesprochen zu werden. Vor allem fanden sie dies für junge Patient*innen wichtig. Eine Interviewpartnerin hätte sich gewünscht, dass ihre behandelnden Therapeut*innen auch ihre Sorge um ihre Kinder hinter der Angst vor dem möglichen Tod gesehen hätten. Daneben war es manchen wichtig, dass ihre Behandelnden mit den Selbsthilfegruppen zusammenarbeiten sollten, was oft auch schon geschieht.

Viele unserer Interviewpartner*innen waren überzeugt, dass es vor allem der menschliche Umgang und die Person des Arztes/der Ärztin waren, die ihnen geholfen haben.

Oskar Lord-Grebl ist überzeugt, dass die Person des Arztes/der Ärztin selbst eine hervorragende Medizin ist.

Eine Interviewpartnerin berichtet, dass ihr das Verständnis ihres Arztes für ihre Psyche mehr geholfen hätte als die Chemotherapien. Ein anderer Interviewpartner betont, dass er allein durch seinen behandelnden Arzt Vertrauen in die Behandlung fassen konnte und diese nur so habe wirken können.

Ein wichtiger Aspekt war auch, dass sich unsere Interviewpartner*innen wünschen, ihre Ärzt*innen und Therapeut*innen hätten mehr Zeit für sie, auch wenn sich viele bewusst sind, wie schwer das im Gesundheitssystem umzusetzen ist.

Ein Interviewpartner ist überzeugt, dass die Medikamente besser wirken, wenn der Arzt/die Ärztin den Patient*innen Zuwendung entgegenbringt. Er schlägt vor, statt mehr Bürokratie mehr Zeit mit den Patient*innen zu verbringen.

Jan Holgersson wünscht sich, dass bei der Diagnosestellung jemand für einen da ist und sich Zeit nimmt.

Ein Kritikpunkt, den viele unserer Interviewpartner*innen äußern, bezieht sich auf das Gesundheitssystem und die finanziellen Aspekte im medizinischen Bereich. Darüber hinaus haben es einige Interviewpartner*innen kritisch gesehen, dass sie lange Fahrtzeiten zu behandelnden Ärzt*innen und Kliniken hatten. Ein Interviewpartner betont wiederum, dass er für Fachwissen und -kompetenz auch gerne etwas mehr Distanz zurücklegt.

Gunther Kraft findet, die Krankenkassen sollten die Ärzt*innen und Pflege nicht unter Druck setzen.

Lotte Buchs findet, der Mensch sollte im Vordergrund stehen und nicht die Versicherungen und das Geld.

Ein Interviewpartner hat die Erfahrung gemacht, dass es bei der Medikamentengabe hauptsächlich um die finanziellen Belange der Arzneimittelfirmen ging und dies auf seinem Rücken ausgetragen wurde (siehe „Erfahrung mit dem medizinischen System“).

Für Emil Groh ist es wichtig, dass der Arzt/die Ärztin zuerst an sich denkt, auch wenn sein Engagement den Patient*innen hilft.

Einige unserer Erzähler*innen hätten sich gewünscht, dass ihr Arzt/ihre Ärztin mit ihnen so spricht, dass sie ihn auch verstehen können. Sie wünschten sich Kommunikation auf einer Ebene. Viele berichten auch, dass sie in ihrem Arzt/ihrer Ärztin einen sehr guten Gesprächspartner*innen hatten.

Norbert Wagner hält es für wichtig, dass Patient*innen verstehen können, was ihr Arzt/ihre Ärztin ihnen mitteilt.

Auch was die Entscheidungsfindung angeht, war es unseren Interviewpartner*innen wichtig, einbezogen zu werden.

Petra Markert wünscht sich, dass der Arzt/die Ärztin auf Augenhöhe mit ihr spricht.

Susanna Zier möchte, dass Patienten über ihr Lebensende selbst bestimmen dürfen.

Ein wichtiger Aspekt, den unsere Interviewpartner*innen ihren behandelnden Ärzt*inneen mit auf den Weg geben möchten, betrifft besonders die Ehrlichkeit bei der Kommunikation. So war es vielen wichtig, dass ihr Arzt/ihre Ärztin ihre Belange ernst nimmt, mit ihnen auf einfühlsame Weise Klartext spricht und ihnen die Wahrheit ihrer Erkrankung - und sei sie noch so schlimm - nicht verheimlicht.

Wilfried Schönfeld ist es wichtig, den Patient*innen mit wohlwollender Ehrlichkeit zu begegnen.

Joachim Braun wünscht sich, dass der Arzt/die Ärztin Klartext spricht, damit man sich darauf einstellen kann, was passiert.

Leon Gerspacher tut es gut, wenn die Ärzt*innen sich ehrlich mit ihm freuen und mit ihm besorgt sind.

Daneben haben einige unserer Interviewpartner*innen die Erfahrung gemacht, dass sie sich nicht genügend über Nebenwirkungen oder Verläufe aufgeklärt fühlten.

Rosi Blumenthal wünscht sich, von ihrem Arzt/ihrer Ärztin besser auf das Kommende vorbereitet zu werden. 

Tim Meier wäre gerne auf das Gefühl der Verlusttrauer vorbereitet gewesen.

Karl Bergmann warnt davor, dass Ärzt*innen bei der Stomarückverlegung die mögliche Inkontinenz unterschätzen.

Besonders unseren Interviewpartner*innen mit genetisch bedingtem Darmkrebs ist es ein Anliegen, dass ihre Ärzt*innen sich mit ihnen gemeinsam auseinandersetzen und neuen Therapie- und Diagnostikmethoden gegenüber offen sind.

Isabelle Arnold fände es schön, wenn die Ärzt*innen offen für neue Informationen wären.