Die Erfahrungen von Norbert Wagner

Portrait Norbert Wagner ist 68 Jahre alt und verheiratet. Er hat einen erwachsenen Sohn und eine Enkeltochter. Durch seine Arbeit als Exportleiter war er bis zu seiner Berentung viel unterwegs und in der ganzen Welt tätig. Vor vier Jahren hat die Diagnose Darmkrebs vieles in seinem Leben verändert.

Bei einer ersten Vorsorgeuntersuchung im Alter von 59 Jahren fiel bei Norbert Wagner die Vielzahl an Polypen im Darm auf, woraufhin er regelmäßig zur Darmspiegelung ging. So wurde er auch aufmerksam, als er eine Weile mit Verstopfung und Durchfall zu kämpfen hatte und ging früher als vorgesehen zur Ärztin. Dort wurde am Übergang zwischen Dünn- und Dickdarm ein Tumor entdeckt und sofort mit einer Operation entfernt. Da einige Lymphknoten auffällig waren und drei Lebermetastasen festgestellt wurden, begann Norbert Wagner nach einer Rehabilitation mit einer Chemotherapie, die zusammen mit einer späteren Leberoperation zum gewünschten Ergebnis führte.

Nach einigen beschwerdefreien Monaten kam es zu einem Rückschlag: Es wurden wieder befallene Lymphknoten diagnostiziert und mit einer Chemotherapie erfolgreich behandelt. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei Norbert Wagner um eine erbliche Form von Darmkrebs.

Insgesamt beschreibt Norbert Wagner den Kontakt mit den Ärzten als positiv, verständnisvoll und ganzheitlich. Dabei betont er, dass ihm seine Rolle als autonomer Patient immer wichtig sei, der sich informiert und sich nicht passiv den Händen der Ärzte überlässt.

Norbert Wagner erzählt, dass er während der Chemotherapie mit einigen Nebenwirkungen zu kämpfen hatte. Neben Erbrechen und Durchfällen, Polyneuropathie und Fatigue fühlte er sich dadurch beeinträchtigt, dass sich die Haut an den Fußsohlen großflächig ablöste und hoch empfindlich war.

Als Norbert Wagner nach der Diagnose in ein tiefes Loch gefallen war, empfand er die Reha-Aufenthalte psychisch wie physisch als sehr gut. Gespräche mit anderen Betroffenen, auch später in verschiedenen Selbsthilfegruppen, waren immer wichtig für ihn. Norbert Wagner hat positive Erfahrungen damit gemacht, mit seiner Krankheit humorvoll umzugehen. Bewegung und Sport, sowie autogenes Training und Atemtechniken erlebte Norbert Wagner als wertvoll und auch seine Religiosität war für ihn hilfreich.

Eine Stütze war in der Zeit vor allem seine Familie: In seiner Ehe entstand durch die Auseinandersetzung mit der Krankheit ein neues Verständnis füreinander. Besonders wichtig ist Norbert Wagner, seine geliebte Enkeltochter aufwachsen zu sehen und zu begleiten.

Das Interview wurde im Winter 2012 / 2013 geführt.

 

Alle Interviewausschnitte von Norbert Wagner