Die Erfahrungen von John Rössler

Portrait John Rössler ist zum Zeitpunkt des Interviews im März 2012 53 Jahre alt. Er ist verheiratet und mehrfacher Vater. Herr Rössler arbeitet in Selbstständigkeit. Im Jahr 2010 wurde Colitis ulcerosa diagnostiziert. Herr Rössler hat einer Veröffentlichung seines Interviews in der Videoversion zugestimmt.

John Rössler wandte sich im Frühjahr 2010 mit Magen-Darm-Beschwerden an seinen Hausarzt. Als Ursache wurde eine kürzlich abgeschlossene Antibiotika-Therapie in Betracht gezogen. Daher erfolgte vorerst keine Behandlung. Nachdem auch noch Blut im Stuhl dazu kam, empfahl der Hausarzt, Flohsamen zu nehmen. Da diese ebenfalls keine Besserung brachten, überwies er ihn zu einem Gastroenterologen, der eine Colitis ulcerosa und hohen Blutverlust feststellt. Nach einem stationären Aufenthalt und einigen Wochen Krankschreibung konnte Herr Rössler seine Arbeit wieder aufnehmen, der Aufenthalt in einer Reha-Klinik schließt sich einige Monate später an. 

Behandelt wurde Herr Rössler direkt nach der Diagnose mit Cortison, das schnell und zuverlässig gegen die Beschwerden half und kaum Nebenwirkungen hatte. Nach ca. einem Jahr bekam Herr Rössler zusätzlich noch Azathioprin, was er jedoch nicht so gut vertrug. Zum Zeitpunkt des Interviews wird er mit Mesalazin und Cortison behandelt. Herr Rössler hält die regelmäßige Medikamenteneinnahme für sehr wichtig, seit vielen Monaten hat er nun keinen Schub mehr. Allerdings hat er das Gefühl, dass seine körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeiten abgenommen haben. Dies äußert sich dadurch, dass er seit der Erkrankung nicht mehr so aktiv ist wie früher und häufig Sachen vergisst.

Während des Reha-Aufenthaltes hat Herr Rössler sehr gute Erfahrungen gemacht. Vor allem den Austausch mit anderen Betroffenen empfand er als sehr angenehm und hilfreich. Nicht zuletzt deswegen hat er sich später einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen angeschlossen und besucht sie immer noch gerne. Er findet es sehr gut, dass bei den Treffen nicht nur über die Erkrankungen, sondern häufig auch über ganz alltägliche Sachen geredet wird. Ein anderer Grund für die Mitgliedschaft in einer Selbsthilfegruppe ist die Überlegung, seine Familie mit der Erkrankung nicht zu sehr belasten zu wollen. Zwar bekommt er von ihr viel Unterstützung, manchmal sei es trotzdem schwierig. Auch von der Anteilnahme seiner Kunden war der Befragte sehr beeindruckt und empfand diese als sehr angenehm. John Rössler fühlt sich durch die Erkrankung eigentlich nicht besonders krank, lediglich den Leistungsabfall findet er sehr störend, da er sein ganzes Leben viel und gerne gearbeitet hat. Er bemerkt, dass in den Medien wenig über die Erkrankung berichtet wird. „Die Deutschen sind eher bereit über ihre Sexualpraktiken als über Toilettenpraktiken zu reden.“

Das Interview wurde am 16.03.2012 geführt. 

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