Die Erfahrungen von Rosemarie Berthel

Portrait Rosemarie Berthel ist zum Zeitpunkt des Interviews 74 Jahre alt. Sie ist verwitwet, Mutter von vier Kindern und mehrfache Oma und Uroma. Mit 71 Jahren erhielt sie die Diagnose Brustkrebs. Sie arbeitet während der Behandlungen im Familienbetrieb.

Rosemarie Berthel ging bereits seit mehreren Jahren zur Mammographie, als 2007 „verstreute Zellen“ zu erkennen waren. In der darauffolgenden Zeit wurde die Brust immer wieder untersucht, eine Biopsie lehnte sie ab. Zunächst ließ sich Rosemarie Berthel mit alternativen Methoden behandeln. 2010 wurde sie dann linksseitig brusterhaltend operiert. Dabei entdeckten die ÄrztInnen zwei weitere Knoten hinter der Brustwarze, die sich in der Nachuntersuchung als Metastasen herausstellten. Die Brust wurde daraufhin in einer zweiten Operation komplett entfernt. Im Rahmen einer Studienteilnahme erhielt sie eine speziell auf ihr Blut abgestimmte Chemotherapie. Rosemarie Berthel beschreibt die Nebenwirkungen, dass die Kraft nachließ und sie auch heute noch schneller müde werde. Generell habe sie die Chemotherapie jedoch gut vertragen. Anschließend erhielt sie eine Bestrahlung und eine Hormontherapie. Wöchentlich muss sie zur Lymphdrainage.

In die behandelnden Ärzte und das Pflegeteam hatte sie großes Vertrauen und fühlte sich in guten Händen. Rosemarie Berthel war froh um ihre Zusatzversicherung und dass sie von den Zuzahlungen befreit war. „Ganz billig ist die Krankheit nicht“, findet sie.

Vor ihrer eigenen Erkrankung verstarben ihr Sohn und ihr Ehemann an Krebs. Ihre Diagnose sei für sie jedoch nicht mit Panik einhergegangen und auch das Sterben beunruhige sie nicht. Denn keiner gehe seinem Schicksal aus dem Weg, meint Rosemarie Berthel. Sie hat bereits eine Patientenverfügung aufgesetzt und auch ihre Beerdigung organisiert und sei finanziell abgesichert. Dies beruhige sie.

Durch ihre Familie erfährt Rosemarie Berthel vielfältige Unterstützung: Ihre Enkelin begleitete sie oft zu Untersuchungen und auch in ihrem selbstständig geführten Familienbetrieb arbeiten ihre Kinder mit und fingen ihren Arbeitsausfall auf, wenn sie beispielsweise nach der Chemotherapie erschöpft war.

Rosemarie Berthel treibt wöchentlich Sport nach Krebs und macht Wassergymnastik. Obwohl sich ihre Selbsthilfegruppe auflösen musste, trifft Rosemarie Berthel sich regelmäßig mit anderen Betroffenen zum Wandern.

Sie ist zufrieden mit dem Verlauf ihrer Erkrankung und genießt den Kontakt zu ihren Enkeln und Urenkeln. Sie wünscht sich, dass es ihr nicht schlechter geht und sie sich noch ein paar schöne, gute Jahre machen kann.

Das Interview wurde Ende 2013 geführt.

 

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