Die Erfahrungen von Theresa Geißler

Portrait Theresa Geißler ist zum Zeitpunkt des Interviews 18 Jahre alt. Bei ihr wurde ADS im Alter von neun Jahren diagnostiziert. Theresa hat einen jüngeren Bruder, der ebenfalls betroffen ist. Sie erzählt nicht allen von ihrer Diagnose, weil sie Diskriminierungen befürchtet. Theresa Geißler hat einer Veröffentlichung ihres Interviews in der Audioversion zugestimmt.

Theresa Geißler geht zur Schule und lebt mit ihrem jüngeren Bruder bei den Eltern. Sie berichtet, dass bei ihr ADS diagnostiziert wurde, nachdem auch bei ihrem jüngeren Bruder ADHS festgestellt worden war. Ihre Mutter habe sich wegen des Diagnosestellung bei ihrem Sohn mit dem Thema AD(H)S beschäftigt und in diesem Zusammenhang auch bei Theresa die für die Störung typischen Symptome bemerkt. Im Gegensatz zu ihrem Bruder, den Theresa als „auffällig“ und „anstrengend“ beschreibt, habe sie eher „diese verträumte Art“ von ADHS.

 Die Kinderärztin hatte bei Theresa im Alter von neun Jahren die Diagnose ADS gestellt. Die gleich anschließend begonnene medikamentöse Therapie verbesserte ihre schulischen Leistungen. Anfangs hatte die junge Frau Probleme, die Tabletten herunterzuschlucken, obwohl sie die Medikamente unbedingt einnehmen wollte, „weil es einfach danach geordneter lief“. Ihre Mutter hat die Kapseln daher aufgemacht und den Inhalt „in Nutella versteckt“, was Theresa nicht so gut gefiel. Inzwischen kann sie die Tabletten ohne Schwierigkeiten selbst einnehmen.

 Mit 18 Jahre musste Theresa auf ein anderes Präparat umsteigen. Sie nimmt nicht jeden Tag die gleiche Menge ein, sondern passt die Dosierung an ihren individuellen Tagesablauf an. Sie weiß genau, wie lange die Wirkung einer Tablette bei ihr andauert und kann daher entsprechend planen. Als Begleiterscheinung spürt sie, dass sie weniger Hunger hat. Sobald die Wirkung zurückgeht, komme auch ihr Hungergefühl zurück. An den Wochenenden reduziert Theresa die Dosis. Sie berichtet, dass sie an freien Tagen lediglich eine Tablette am Vormittag einnimmt, damit „man nicht völlig durchdreht“. Medikamente zur Behandlung von ADS bezeichnet Theresa als „Medikament wie jedes andere auch“. Sie hat „keine Probleme mit der Krankheit“, wenn sie ihre Medikation einnimmt. Ohne Medikation jedoch beschreibt sie, dass alles durcheinanderkomme, sie sich nicht konzentrieren könne und ein Gedanke nach dem anderen in ihrem Kopf sei. Diese Problematik habe sie durch die Einnahme von Medikamenten nicht mehr.

Als „das einzige Störende“ an ADS empfindet sie die „Klischees“, die „von außen kommen“. Sie beschreibt, dass sie das Gefühl hat, dass AD(H)S „eben nicht ernst genommen wird oder dass das alles so falsch dargestellt wird“. In ihrem Freundeskreis erzählt Theresa daher nicht, dass bei ihr ADS diagnostiziert wurde.

Das Interview wurde 18.05.2016 geführt.

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