Henning Münch ist nicht „dümmer“ als andere. Er brauchte allerdings erst ein strukturiertes Studium, um zu zeigen, was in ihm steckt.

Und da gab es jetzt kein spezielles Erlebnis, sondern einfach nur – wobei, doch eigentlich schon. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich irgendwie dümmer bin als andere – überhaupt nicht. Aber ich hatte irgendwie trotzdem schlechtere Noten. Aber also ich wusste auch immer, woran das liegt, weil ich einfach nix gelernt habe. Ich habe das irgendwie nicht hingekriegt von der Disziplin oder mich da selber dazu zu zwingen irgendwas zu tun. Und ich wusste auch, dass ich nicht dumm bin. Ich wusste im Laufe der ganzen Therapie und Medikation und so weiter musste ich mehrere IQ-Tests machen und da war ich immer überdurchschnittlich und zum Teil auch weit überdurchschnittlich und deswegen wusste ich schon, dass es nicht an meiner Intelligenz liegt. Aber das bringt auf der anderen Seite auch nix, weil später mal, wenn man fertig mit dem Studium ist, dann bewirbt man sich nicht mit einem IQ-Test, sondern mit seinem Notendurchschnitt. Und da bringt einem der IQ gar nichts, wenn man seine Intelligenz nicht umsetzen kann und dann hilft das alles gar nichts. Und ich habe am Anfang vom Studium gedacht: „Okay, krass, die sind alle so orientiert und ich gar nicht". Und es war auch irgendwie so. Und am Anfang da hatte ich dann halt so durchschnittliche Noten – auch überdurchschnittliche Noten. Aber ich wusste irgendwie das ist noch lange nicht mein Limit. Und dann war ich im Ausland zum Studieren und so weiter. Und dort ist das System – also ich studiere an einer Uni. Ich denke das ist wichtig zu wissen. An der Uni, da hat man überhaupt keine Anwesenheitspflicht. Man kann kommen wann man will oder eben auch nicht kommen. Es gibt keine Hausaufgaben oder keine Hausarbeiten oder gar nix. Das ganze Semester über muss man nicht in der Uni erscheinen. Am Ende schreibt man einfach eine Prüfung und die besteht man halt oder besteht man nicht. Und die besteht man gut oder halt eben schlecht. Und jetzt so ein ADSler, der sich selber disziplinlos ist, ist jetzt an der Uni. Aber ich bin durch keine Prüfung durchgefallen. Aber wie gesagt, ich hatte eben überdurchschnittliche Noten, aber nie am Limit. Und dadurch, dass ich dann eben im Auslandssemester war und da die universitäre Welt völlig anders organisiert ist – dort im Ausland gab es Anwesenheitspflicht, es gab jede Woche Hausaufgabe, es gab assignments (unverständlich) – das sind so Tests, die man zu Hause eben macht, also so eine Hausaufgabe, die bewertet wird –, es gab midterms – also Prüfungen eben in der Mitte vom Semester und so weiter. Und da war man quasi – war ich – gezwungen, kontinuierlich irgendwas zu machen, kontinuierlich zu lernen. Und da hatte ich wirklich überragende Noten – war ich auf jeden Fall bei den Besten dabei, teilweise der Beste und so weiter. Und da habe ich irgendwie gemerkt: „Okay, wenn ich gezwungen bin, früh aufzustehen, weil ich eben in die Uni muss und nicht einfach noch irgendwie im warmen Bett liegen bleiben kann, dann geht das auch von der Leistung her, dann habe ich gute Noten." Und ich habe dann auch noch eine Prüfung als ich zurück war eben geschrieben. Und normal war es bei mir so, ich habe angefangen zu lernen und ich dachte immer ich wäre ein Nachtmensch. Ich habe immer lange geschlafen. Ich habe dann irgendwann – keine Ahnung – um zwei angefangen – also zwei nachmittags – zu lernen – manchmal auch erst um fünf oder so. Das ist schon mal das Erste, ich hatte überhaupt kein – ich habe mir zwar immer vorgenommen: „Okay, am nächsten Tag stehst du früher auf" –, aber geschafft habe ich es nie. Und war dann unzufrieden, wenn ich dann erst um fünf in der Uni war. Und dann bis 12 hat die Unibib offen – also die Bibliothek in der Uni. Und dann wusste ich: „Okay, so jetzt kannst du noch so sechs Stunden effektiv lernen." Und da war ich dann irgendwie immer unzufrieden. Und wie gesagt, ich hatte eben überdurchschnittliche Noten, aber nix überragendes. Und dann habe ich eben bei einem Kumpel gewohnt, als ich dann zurück war aus dem Ausland. Und der ist immer recht früh aufgestanden. Und ist immer früh in die Uni. Und da habe ich mich dann eben so dran orientiert und habe das genauso gemacht. Und dann war ich wirklich schon um acht oder halb neun – manchmal auch um neun – in der Uni und habe gelernt. Und ich habe dann auch schon um sechs oder sieben war ich dann auch eigentlich immer fertig. Und von den Noten her war das – also es war nur eine Klausur, aber da hätte man von der Note her auch nicht besser sein können. Und es war für mich schon sowas, wo ich gesagt habe: „Okay, im Ausland war das auch schon so. Da war ich gezwungen früh aufzustehen. Ich war gezwungen immer was zu machen." Da bin ich auch früh aufgestanden. Und es war eigentlich auch viel relaxter, weil ich wenn es hinten raus – ich habe mir natürlich dann irgendwie so einen Plan gemacht, so eine Einteilung und so weiter, bis wann ich alles geschafft haben sollte – wenn ich das auch nicht geschafft hätte bis um sieben, dann hätte ich ja auch noch bis um acht lernen können. Und da war ich eben immer gezwungen, irgendwann bist du halt doch irgendwie müde in der Nacht und so musste aufhören. Und es war viel entspannter. Und ich konnte dann abends auch noch andere Dinge machen. Und von der Note her war es trotzdem gut. Also das war auf jeden Fall noch irgendwie so ein Schlüsselerlebnis.