Die Erfahrungen von Evelyn Zeh

Portrait Evelyn Zeh ist zum Zeitpunkt des Interviews 17 Jahre alt und hat eine ADS-Diagnose, die sie im Alter von acht Jahren erhielt. Seit dieser Zeit nimmt sie Medikamente und ist damit sehr zufrieden. Evelyn Zeh hat einer Veröffentlichung ihres Interviews in der Textversion zugestimmt.

Evelyn Zeh geht in die 11. Klasse. Der Auslöser für die Diagnose war es, dass ihre Schulnoten stark schwankten und sie sehr vergesslich war. ADS ist für sie eine Aufmerksamkeitsstörung: „dass man sich nicht konzentrieren kann auf eine Sache, sondern schnell abgelenkt ist“ und „Vieles auch so in kurzem Zeitraum vergisst“. Das nervt sie selbst. Sie begann daraufhin mit der Einnahme von Medikamenten, täglich bis zu zwei Tabletten. Durch Videoanalysen wurde von ihrem Kinderarzt die ideale Dosierung für die Medikamente ermittelt. Als sie ungefähr in der 7. Klasse war, hatte sie als Nebenwirkung Abenddepressionen, woraufhin sie die Tabletten in Absprache mit ihrem Psychologen absetzte und ein neues Medikament verschrieben bekam. Das verträgt sie nebenwirkungsfrei. Neurofeedback probierte sie auch aus und hat es für die Konzentration in der Schule als hilfreich empfunden. Trotzdem glaubt sie, dass das Lernen für die Schule ohne Tabletten kaum machbar wäre: „ohne meine Tablette wäre ich hoffnungslos verloren“.

Ihre Lehrer reagieren sehr verständnisvoll auf ihre ADS, im Gegensatz zu einigen Verwandten und Schulkameraden. Dadurch wird Evelyn häufig emotional und fühlt sich „persönlich angegriffen“. Sie verheimlicht bspw. die Tabletteneinnahme vor Verwandten und ist allgemein „vorsichtig“, wem sie von ihrer Diagnose erzählt.

Ihr hilft es sehr, sich selbst zu organisieren, mit anderen zu lernen und sich Tipps für das Lernen geben zu lassen. So kann sie zum Beispiel gut mit Farben arbeiten oder mit Karteikarten lernen. Im Internet tauschte sie sich in Foren mit anderen Personen mit der Diagnose AD(H)S aus. Mit einem guten Freund, der ebenfalls ADS hat, fühlt sie sich sehr „sicher“, da sie sich von ihm verstanden fühlt und weiß, dass „von ihm keine blöden Kommentare kommen“.

Während ihres 10-monatigen Auslandsaufenthalts in den USA hatte sie genug Medikamente für diese Zeit von ihrem Arzt verschrieben bekommen und mitgenommen. Dort konnte sie einem Schüler helfen, bei dem sie ein ähnliches Krankheitsbild vermutete und zu dem sie deshalb eine sehr gute Beziehung aufbauen konnte.

Das Interview wurde 19.07.2016 geführt.

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